Fichtelgebirge

Lage und Geologie

Das Fichtelgebirge ist ein Mittelgebirge und liegt im Nordosten Bayerns und gehört zu den ältesten Gebirgszügen Europas. Entsprechend sanft sind die Formen der Berge, die durch Erosion, Erbeben und Verwitterung in über 350 Millionen Jahren geschaffen wurden.

Die Berge des Fichtelgebirges bilden einen hufeisenförmigen Wall, der das innere Hochland umschließt. Der Verlauf der Gebirgszüge entspricht dabei der allgemeinen Verlaufsrichtung der deutschen Mittelgebirge, die im Fichtelgebirge senkrecht aufeinander treffen. Dieser Wall lässt sich in folgende Gebirgszüge einteilen:

  • Hohes Fichtelgebirge, der zentrale Gebirgszug mit den höchsten Bergen: Schneeberg, Ochsenkopf, Kösseine
  • Nordflügel mit Waldstein, Kornberg und Epprechstein
  • Südflügel mit Steinwald (Platte) Teichelberg, Kohlwald (mit Kohlberg)

Das Fichtelgebirge ist ein Granitgebirge, durchbrochen von Vulkansystemen verschiedenster Perioden. Es ist deutlich älter als die Alpen und entstand zur selben Zeit wie alle deutschen Mittelgebirge und der Ural im Karbon  (vor 350 Millionen Jahren) als tektonisches Gebirge, d.h. wie die Alpen durch Zusammenschieben der tektonischen Platten. In der Trias (also vor ca. 225 Millionen Jahren) befand sich auch das Fichtelgebirge zeitweise unter dem Meer, die Reste der Sedimente sind aber verwittert und kaum mehr auffindbar. Auch die starken Veränderungen des Neozoikums (vor ca. 70 Millionen Jahre), haben das ehemalige Hochgebirge stark verändert und ihm seine heuteige Form gegeben.

 

Das Fichtelgebirge und das Wasser

Woher das Fichtelgebirge seinen Namen hat, ist noch nicht vollständig geklärt, von den Fichten, die immer schon zahlreich an seinen Hängen wuchsen, stammt er sicherlich nicht. 1317 spricht eine Urkunde vom „Walt zu den Vythenbergen“, womit der Ochsenkopf gemeint war. Seit dem 15. Jahrhundert steht der Name „Vichtelgebirge“ dann für die ganze Region.

Das Fichtelgebirge ist der Teil der Europäischen Hauptwasserscheide, dass heißt das Quellwasser aus dem Fichtelgebirge strömt zum Teil zur Nordsee, zum Teil zum schwarzen Meer. Daher wurde das mit seinen 4 wichtigen Quellen auch als Brunnen Europas bezeichnet. Die 4 wichtigen Flüsse sind:
Die Eger, die am Nord-Westhang des Schneeberges entspringt und wie die Sächsische Saale , die Nord-Westhang des Waldsteins entspringt, über die Elbe in die Ostsee fließt. Der Weiße Main entspringt dem Osthang des Ochsenkopfs und gelangt über den Rhein ebenfalls in die Nordsee. Auch am Ochsenkopf entspringt die Fichtelnaab, die über die Donau ins Schwarze Meer gelangt.

Wer das Wasser des Fichtelgebirges erleben will, der kann auf dem Quellenweg des Fichtelgebirges den Ursprüngen der Flüsse im Fichtelgebirge nachspüren.

 

Die Geschichte zum Fichtelgebirge

Durch seine abgeschiedene Lage und seine Geologie führten dazu, dass das Fichtelgebirge erst spät besiedelt wurde. Zwar gibt es einige Bronze-zeitliche Funde, größere Siedlungen fanden sich aber nicht. Erst als im Hochmittelalter der Bergbau im Fichtelgebirge immer wichtiger wurde, gibt es größere, dauerhafte Siedlungen. Immerhin fanden sich im Untergrund neben Gold, Zinn und Eisen auch Minerale, Erden und Gestein (z.B. Marmor, Granit und Speckstein). Um diese frühen Minen fanden sich die ersten Siedlungen.

1061 wird das Fichtelgebrige zum ersten Mal aktenkundig: Kasier Heinrich IV. übereignet seinem Ministerialen Otnant von Eschenau Siedlungsland im Raum Waldershof, Ebnath und Fichtelberg

In der Folgezeit entstehen ium Fichtelgebirge zahlreiche Siedlungen. Diese alten Siedlungen haben fast alle die Endsilben –grün/-grune (für Grünland) und –reuth (für Rodung). Der älteste urkundlich erwähnte Ort ist dabei Göpfersgrün, das in der Urkunde von 1135 zum ersten Mal erwähnt wird.

1133 wird durch den Markgraf Diepold den III. zu Vohburg das Zisterzienserkloster Waldsassen gegründet. Das Kloster wird schnell zum Motor der kulturellen und wirtschaftlichen Erschließung der Region.

1135 geht die sogenannte „Regio Egire“, die auch das Fichtelgebirge umfasst, als Reichslehen an Graf Diepold den III. zu Vohburg. Der mächtige Graf, der als Markgraf neben der Regio Egere auch noch Vohburg, Nabburg, und das sogenannte Nordgau regierte, schenkte schon kurz darauf große Teile der Ländereien an das vom ihm 1119 gegründete mächtige Kloster Reichenbach (in der Nähe von Cham) und später an das von Abt Reginboto geleitete Zisterzienserkloster Waldsassen.

1146 stirbt der Markgraf. In der Folge wird das Egerland eine selbstständige, reichsfreie Verwaltungseinheit.

1150 Die Grafen von Andechs-Meranien bekommen das Gebiet vom kleinen Kornberg bis zum Ochsenkopf als Reichslehen

1248 Bayreuth fällt durch eine Erbschaft an die Hohenzollern in Nürnberg. Diese kaufen 1285 Wunsiedel.

1322 König Ludwig der Bayer verpfändet Eger an den König von Böhmen. Ein Jahr später vergibt er ein offizielles Bergbaurecht an den Burggrafen von Nürnberg. Der Bergbau im Fichtelgebirge beginnt jetzt im großen Stil.

1339 König Ludwig der Bayer übereignet Marktredwitz an das Kloster Waldsassen. Dieses verkauft Martredwitz an das böhmische Eger. Daher ist es bis 1816 eine Enklave auf hohenzollerischem Gebiet.

1372 erwerben die Burggrafen in Nürnberg auch das Regnitzland. So ist jetzt das ganze Fichtelgebirge im Besitz der Hohenzollern unter der Verwaltung der Markgrafschaft Kulmbach-Bayreuth.

1385 wird das „Burgrafentum ob dem Gebirg“ errichtet. Es umfasst das Unterland (Das Gebiet um den Mainfranken) und das Oberland mit dem „Land vorm Gebirg“ (Kulmbach-Bayreuth), dem „Land vor dem Wald“ (das spätere Sechsämterland, also das Fichtelgebirge) und das Vogtland (Hof).

1430 Im Hussitenkrieg werden viele Orte verwüstet, Wunsiedel widersteht dem Ansturm

1437 werden 5 Ämter geschaffen: Wunsiedel/Hohenberg, Weißenstadt, Kirchenlamitz, Thierstein und Selb.

1462 – 1463 Plünderungen durch den Böhmenkönig Georg v. Podiebrand

1492 Aus der „Hauptmannschaft vorm Wald“ werden jetzt auch offiziell die 5 Ämter, die jeweils von einem Amtmann verwaltet werden.

1503 Unruhen durch den Landshuter Erbfolgekrieg

1504 wird Wunsiedel ein eigenständiges Amt. Das Sechsämterland ist entstanden. Wunsiedel wird als Zentrum der Region immer wichtiger

1613 werden die Ämter abgeschafft und an ihre Stelle tritt die „Amtshauptmannschaft Stadt und Sechsämter Wunsiedel“. Sie umfasst 9 Richterämter in den Ortschaften Wunsiedel, Hohenberg, Weißenstadt, Thierstein, Thiersheim, Marktleuthen, Kirchenlamitz und Selb.

1618 – 1648 schwere Verwüstungen durch den 30jährigen Krieg

1791 Markgraf Alexander von Ansbach, letzter Vertreter der fränkischen Hohenzollern, übergibt seine Fürstentümer an König Friedrich II. von Preußen. Es gilt ab sofort preußisches Landrecht.

1806 wird das Fichtelgebirge durch Napoleon besetzt. Das Fürstentum Bayreuth kommt unter französische Verwaltung.

1810 wird durch einen Staatsvertrag das Markgrafentum an das Königreich Bayern abgegeben und erhält die Bezeichnung Mainkreis. Das Fichtelgebirge wird so bayrisches Staatsgebiet.

1812 aus den Sechsämtern werden die 3 Landgerichtsbezirke Wunsiedel, Selb und Kirchenlamitz.

1837 wird aus dem Obermainkreis Oberfranken.

1945 wird das Fichtelgebirge eine neue Heimat für viele Vertriebene des 2. Weltkriegs

1972 wird praktisch das ganze Fichtelgebirge im neuen Landkreis Wunsiedel zusammengefasst. Selb und Marktredwitz werden „große Kreisstädte“.